Frage 1: Herr Sperling, wenn Sie als Fachmann von Augmented Reality oder erweiterter Realität sprechen – was bedeutet das genau?
Antwort:

Dipl.-Ing. (FH) Frank Sperling, AR Agentur,
Augmented Reality, also die erweiterte Realität, ist eine Technologie, die die physische Welt mit digitalen Inhalten verbindet. Während die virtuelle Realität den Nutzer vollständig in eine künstliche Umgebung eintauchen lässt, bleibt die erweiterte Realität mitten im Alltag. Man sieht weiterhin die gewohnte Umgebung, allerdings ergänzt durch zusätzliche Informationen, Grafiken oder Simulationen.
Ein einfaches Beispiel ist eine App, die beim Spaziergang durch die Stadt geschichtliche Daten zu Gebäuden ins Sichtfeld projiziert. Ein anderes Beispiel ist ein Projekt im Maschinenbau, bei dem Monteure während der Arbeit mit einer AR-Brille Schritt-für-Schritt-Anweisungen sehen. So wird Realität nicht ersetzt, sondern bereichert – und das macht diese Technologie einzigartig. Übrigens kann die virtuelle Realität wirklich verzaubern und in eine andere Welt entführen.
Frage 2: Wo liegen die wichtigsten Unterschiede zwischen virtueller Realität und erweiterter Realität?
Antwort:
Die Unterschiede sind grundlegend. In der virtuellen Realität wird der Nutzer komplett in eine digitale Umgebung versetzt. Er sieht nichts mehr von der physischen Welt, sondern befindet sich in einer vollständig künstlichen, oft immersiven Umgebung. Die erweiterte Realität (Augmented Reality) hingegen überlagert die echte Welt mit zusätzlichen Informationen. Das kann eine dreidimensionale Darstellung, ein Text oder eine Simulation sein. Entscheidend ist: Der Bezug zur Realität bleibt bestehen.
Für die Praxis heißt das: VR eignet sich hervorragend für Simulationen, Trainings oder Spiele, während AR in der Arbeit direkt an Maschinen, im Service oder in interaktiven Anwendungen genutzt wird. Beide Technologien ergänzen sich, aber die erweiterte Realität ist näher am Alltag und an konkreten Projekten.
Frage 3: Viele sprechen von einem neuen Erlebnisraum. Warum schafft gerade AR solche besonderen Erlebnisse?
Antwort:
Das Besondere an Augmented Reality sind die neuartigen Erlebnisse. Wir haben es nicht mehr nur mit abstrakten Informationen zu tun, sondern mit greifbaren, visuellen Erweiterungen (virtuelles Bild). Ein Möbelstück lässt sich virtuell ins Wohnzimmer real projizieren, Maschinen können im Spiel-Modus erlernt werden, und Lerninhalte werden nicht gelesen, sondern real erlebt.
Dieses Erlebnis ist immersiv, weil die reale Welt mit digitalen Elementen verknüpft wird. So können Kunden im Einzelhandel Produkte sehen, bevor sie kaufen. Schüler verstehen komplexe Prozesse besser, wenn sie sie in der digitalen Welt in Echtzeit betrachten. Genau hier entfaltet AR (Augmented Reality) sein Potenzial: Es macht Informationen emotional und nachvollziehbar.
Frage 4: Welche Rolle spielen Apps und Anwendungen für die erweiterte Realität?
Antwort:
Apps sind aktuell die wichtigste Schnittstelle zur AR-Welt. Ob auf dem Smartphone, Tablet oder über eine spezielle Brille – ohne die richtige Anwendung bleibt die Technologie unsichtbar. Die Bandbreite ist enorm: von Unterhaltungs-Apps über Lernspiele bis hin zu industriellen Anwendungen. Eine AR-App kann dem Kunden im Baumarkt zeigen, wie eine Bohrmaschine im Regal funktioniert, oder dem Techniker auf der Baustelle exakt die nächsten Schritte einblenden.
Für den Nutzer bedeutet das: Die Technologie ist greifbar, weil sie dort stattfindet, wo er ohnehin arbeitet – in der realen Umgebung, unterstützt durch eine App.
Frage 5: Welche Branchen profitieren heute besonders stark von Augmented Reality?
Antwort:
Am sichtbarsten ist AR in der Industrie. Dort steigert sie die Effizienz von Projekten erheblich. In der Fertigung und Wartung sind Monteure mit AR-Brillen in der Lage, sofort die richtigen Daten einzusehen, ohne Handbücher zu wälzen. Das virtuelle Bild entsteht neben der Realität in der transparenden Brille.
Auch im Gesundheitswesen ist die erweiterte Realität ein echter Fortschritt. Chirurgen können während einer Operation zusätzliche Informationen eingeblendet bekommen, ohne den Blick vom Patienten abzuwenden. Nicht zu unterschätzen sind Bildung und Unterhaltung. Schüler erleben Lerninhalte direkt, Spiele verbinden physische und digitale Ebenen, und Unternehmen nutzen AR für Marketing- und Kundenerlebnisse.
Frage 6: Wie verändern digitale Inhalte die Art, wie wir arbeiten?
Antwort:
Die Arbeit wird zunehmend durch digitale Inhalte geprägt. Wo früher Pläne auf Papier oder PDFs genutzt wurden, projizieren Unternehmen heute digitale Daten in die reale Umgebung. Ein Monteur kann direkt sehen, welche Schraube er als Nächstes anziehen muss. Ein Architekt projiziert ein Gebäude noch vor Baubeginn als Modell auf das Grundstück. Für Projekte bedeutet das weniger Fehler, mehr Effizienz und vor allem mehr Transparenz. Die digitale Welt ist nicht mehr Zusatz, sondern Teil des Alltags – und sie verändert grundlegend, wie wir arbeiten. Das reale Bild wird das virtuelle Bild.
Frage 7: Herr Sperling, welche Bedeutung hat die Verbindung von Spiel und Arbeit?
Antwort:
Die Verbindung klingt zunächst ungewöhnlich, ist aber sehr effektiv. Wir sprechen hier von „Gamification“. Arbeit wird durch Spiel-Elemente nicht nur effizienter, sondern auch motivierender. In einem Produktionsumfeld können Mitarbeiter durch spielerische Anwendungen lernen, Maschinen zu bedienen. Fehlerfreie Abläufe werden belohnt, Fortschritte sichtbar gemacht. Das fördert nicht nur den Lernerfolg, sondern steigert auch die Akzeptanz für neue Technologien. Augmented Reality (AR) ist hier ein ideales Werkzeug, weil es den Übergang von Lernen, Spielen und Arbeiten nahtlos gestaltet.
Frage 8: Welche Rolle spielt AR in der Industrie 4.0?
Antwort:
Die Industrie 4.0 lebt von der Vernetzung. Maschinen, Systeme und digitale Inhalte werden ständig komplexer. Augmented Reality ist das Bindeglied, das diese Komplexität beherrschbar macht. In der Fertigung werden Arbeitsschritte eingeblendet, Fehler schneller erkannt und Projekte effizienter abgeschlossen. In der Wartung oder im Service bedeutet AR weniger Stillstand, weil Probleme in Echtzeit gelöst werden können. Kurz: Ohne erweiterte Realität wäre die vierte industrielle Revolution nur schwer vorstellbar.
Frage 9: Welche Rolle spielen Geräte wie Smartphones, Headsets oder Brillen für AR?
Antwort:
Geräte sind die Eintrittskarte in die erweiterte Realität. Aktuell dominiert das Smartphone, weil es ohnehin jeder besitzt. Doch die Zukunft gehört den Headsets und AR-Brillen. Diese Geräte machen die Nutzung freihändig möglich, bieten bessere Bildqualität und erlauben ein noch immersiveres Erlebnis. Unternehmen investieren Milliarden in die Entwicklung – und erste Produkte wie die HoloLens oder AR-Brillen von Apple zeigen, wohin die Reise geht.
Frage 10: Wie wichtig ist die Interaktion zwischen Mensch und Maschine?
Antwort:
Sie ist der Kern von Augmented Reality. Der Mensch bleibt in seiner gewohnten Umgebung, aber er interagiert direkt mit digitalen Objekten. Das geschieht über Gesten, Sprache oder Blicksteuerung. Je natürlicher diese Interaktion verläuft, desto intensiver ist das Erlebnis. Ziel ist es, dass Technik nicht mehr als Werkzeug empfunden wird, sondern als Erweiterung der Realität. Für die Arbeit bedeutet das: Maschinen und Menschen arbeiten nicht nebeneinander, sondern miteinander.
Frage 11: Welche Projekte zeigen heute schon eindrucksvoll, was AR kann?
Antwort:
Ein spannendes Projekt ist der Einsatz von AR im Automobilbau. Kunden können ihr Fahrzeug über eine App konfigurieren und es virtuell in Originalgröße in ihrer Garage erleben.
Ein anderes Beispiel kommt aus dem Bauwesen: Architekten setzen AR ein, um Bauwerke bereits auf dem Grundstück sichtbar zu machen, bevor der erste Stein gelegt wird.
Auch im medizinischen Bereich sind beeindruckende Anwendungen entstanden – von der virtuellen Vorbereitung auf Operationen bis hin zur Schulung von Studenten mit digitalen Organmodellen.
Frage 12: Wie bereichert AR den Alltag der Kunden – Stichwort Erlebnis und Lösung?
Antwort:
Kunden suchen heute mehr als Produkte. Sie erwarten ein Erlebnis. AR macht dies möglich, indem sie Kleidung virtuell anprobieren, Möbel im eigenen Wohnzimmer platzieren oder interaktive Anwendungen im Laden nutzen können. Für Unternehmen ist das eine Lösung gleich in doppelter Hinsicht: Die Kaufentscheidung wird einfacher, Retouren sinken, und gleichzeitig steigt die Kundenzufriedenheit. Erweiterte Realität schafft also nicht nur neue Erlebnisse, sondern auch handfeste wirtschaftliche Vorteile.
Frage 13: Welche Rolle spielen Sicherheit und Datenschutz in diesem Feld?
Antwort:
Eine sehr große. Denn AR-Systeme sammeln Daten in Echtzeit – von Bewegungen über Positionen bis hin zu sensiblen Nutzerinformationen. Deshalb ist Datenschutz ein Muss. Europa ist hier mit der DSGVO besonders streng, was für die Akzeptanz der Technologie wichtig ist. Unternehmen müssen zeigen, dass die erhobenen Daten sicher sind und verantwortungsvoll genutzt werden. Nur so entsteht Vertrauen in diese Form der digitalen Welt.
Frage 14: Welche Entwicklungen erwarten Sie bis 2025 und darüber hinaus?
Antwort:
Bis 2025 wird Augmented Reality in vielen Branchen Standard sein. Geräte werden günstiger und leistungsfähiger, Apps vielfältiger, Anwendungen alltäglicher. In der Industrie werden AR-gestützte Projekte selbstverständlich sein, im Bildungsbereich wird kein Unterricht mehr ohne digitale Visualisierungen stattfinden, und auch im privaten Alltag wird AR über Smartphones hinaus wachsen. Langfristig gehen wir in Richtung einer vollständig vernetzten digitalen Welt, in der Realität und digitale Erweiterung verschmelzen.
Frage 15: Zum Abschluss, Herr Sperling – welches Projekt hat Sie zuletzt persönlich begeistert?
Antwort:
Besonders beeindruckt hat mich ein Projekt aus dem Bereich Maschinenbau. Ein Unternehmen hat eine AR-Lösung entwickelt, mit der Servicetechniker weltweit unterstützt werden können. Über eine App erhält der Techniker direkt am Gerät visuelle Anweisungen – ganz gleich, wo er sich befindet. Für mich zeigt das, was erweiterte Realität leisten kann: Sie überwindet Entfernungen, verbindet Menschen, macht Arbeit effizienter und schafft Erlebnisse, die früher undenkbar waren.
Fazit
Dipl.-Ing. (FH) Frank Sperling zeigt im Interview, dass Augmented Reality längst mehr ist als ein Trend. Die erweiterte Realität prägt Arbeit, Bildung, Industrie und Unterhaltung gleichermaßen. Zwischen Spiel und Effizienz, zwischen Alltag und Projekten, zwischen App und Großanlage – AR verändert unsere Realität.