Kunst, Technik und Kommunikation verschmelzen. Wo früher Farbe, Stein und Leinwand dominierten, entstehen heute Räume aus Daten, Bewegung und Licht. Frank Heumann, Gründer von Logan Five, bewegt sich seit Jahren an dieser Schnittstelle. Die Arbeiten seines Teams in Real Art und Augmented Reality verbinden Form, Bild und System zu einem neuen Verständnis visueller Kultur. Für Heumann ist Technologie kein Gegensatz zur Kunst – sondern ihre Erweiterung. In diesem Gespräch spricht er über die Verantwortung des Gestalters, die Beziehung zwischen realer und virtueller Welt und darüber, wie aus Information Emotion wird.
Frank, was bedeutet Real Art für Sie im Zeitalter der Augmented Reality?
Frank Heumann:
Real Art ist für mich die Basis – sie hat Gewicht, Raum und physische Präsenz. Doch in Verbindung mit Augmented Reality erhält sie eine neue Form. Wenn ein Objekt digital erweitert wird, entsteht kein Ersatz, sondern eine zweite Ebene der Wahrnehmung. Ich sehe Real Art als Ursprung und AR als Fortführung – beides gehört in dasselbe System aus Material, Bewegung und Bedeutung.
Wie verändert die Technologie die Art, wie wir Formen und Bilder erleben?
Frank Heumann:
Früher war das Bild ein abgeschlossenes Werk. Heute ist es ein Prozess. In Augmented Reality kann sich eine Form verändern, reagieren, Daten aufnehmen, mit dem Nutzer interagieren. Das macht sie lebendig. Das Bild ist nicht mehr nur Darstellung, sondern Kommunikation. Es zeigt, dass Technik und Ästhetik keine Gegensätze sind – sie bedingen einander.
Gibt es eine Grenze zwischen Kunst und Anwendung?
Frank Heumann:
Nur dann, wenn man sie zieht. Ich sehe in jeder Anwendung eine potenzielle Form von Real Art. Ein gutes Interface, ein Display, ein System, das Information elegant sichtbar macht – das ist Design, aber auch Kunst. Wenn ein digitales Objekt emotional berührt, erfüllt es denselben Zweck wie ein Gemälde. Die Grenzen verschwimmen, und genau das ist spannend.
Welche Rolle spielt das Spiel in Ihrer Arbeit?
Frank Heumann:
Eine zentrale. Ohne Spiel entsteht keine Neugier. In der Augmented Reality ist Spiel die treibende Kraft – sie verbindet Nutzer, Technik und Idee. Wenn ich etwas gestalte, denke ich immer auch an den Moment, in dem der Mensch aktiv wird, experimentiert, reagiert. Dieses spielerische Element macht komplexe Informationen zugänglich und schafft Freude an der Entdeckung.
Wie sehen Sie die Zukunft der Verbindung zwischen Real Art und digitaler Technologie?
Frank Heumann:
Ich glaube, wir stehen erst am Anfang. Die Verbindung aus Real Art, Augmented Reality, Software und Smart Devices eröffnet völlig neue Ausdrucksformen. Künstler, Designer und Entwickler werden enger zusammenarbeiten. Wir werden hybride Werke sehen, die in Museen genauso funktionieren wie auf mobilen Geräten – Kunst, die reagiert, sich anpasst und ihre Form im Dialog mit dem User verändert. Das ist keine Zukunftsmusik – es passiert bereits.
Welche Verantwortung trägt Real Art heute – in einer Welt, die immer digitaler wird?
Frank Heumann:
Real Art hat die Aufgabe, uns zu erden. Wenn alles virtuell, steuerbar und jederzeit abrufbar wird, braucht der Mensch etwas, das physisch spürbar bleibt. Kunst, die aus Materie besteht, gibt Halt. Doch sie kann gleichzeitig Fenster zur Augmented Reality sein – ein Tor, das sich öffnet, um neue Informationen, Formen und Perspektiven sichtbar zu machen. Ich sehe darin keinen Widerspruch, sondern eine Balance aus Handwerk und High-Tech.
Wie verändert Augmented Reality unsere Wahrnehmung von Raum und Form?
Frank Heumann:
Sie verschiebt Grenzen. Früher war Raum etwas, das wir betraten; heute kann Raum in uns hineinprojiziert werden. Durch AR kann eine Form wachsen, sich drehen, aus Daten bestehen – sie reagiert auf Bewegung, Licht, Stimme. Wir erleben nicht mehr nur den Raum, wir werden Teil des Systems, das ihn erzeugt. Das ist faszinierend, aber auch fordernd, weil es uns zwingt, aktiv zu sehen statt passiv zu konsumieren.
Was geschieht mit dem klassischen Bild in diesem Prozess?
Frank Heumann:
Das Bild wird wieder frei. Es muss nicht mehr statisch an der Wand hängen – es kann sich entfalten, auf Display oder in Luft erscheinen, es kann Ton, Video oder Text integrieren. Ein einziges Werk kann heute mehrere Ebenen haben: die reale und die digitale. In diesem Zusammenspiel entsteht eine neue Sprache der Bilder – flüchtig und doch intensiv. Für mich ist das die logische Entwicklung der Real Art.
Wie reagiert die Gesellschaft auf diese Verschmelzung?
Frank Heumann:
Mit Staunen, manchmal mit Skepsis. Viele erkennen die Chancen, aber nicht jeder versteht sofort, dass Augmented Reality kein Spielzeug, sondern ein Kommunikationsmittel ist. Es geht nicht um Effekte, sondern um Erweiterung – um eine Form, die Wissen, Gefühl und Technologie verbindet. Wenn Menschen merken, dass sie über AR Informationen intuitiv begreifen, ändert das ihr Verhältnis zu Kunst, Bildung und sogar zu Markenkommunikation.
Und welche Rolle spielt der Mensch selbst – der Nutzer, der Betrachter?
Frank Heumann:
Er ist nicht mehr nur Beobachter, sondern Mitgestalter. In der Real Art war das Werk abgeschlossen; in der AR öffnet es sich. Jeder Nutzer beeinflusst das Ergebnis – durch Bewegung, Geste, Zeit, vielleicht auch Emotion. Damit wird Kunst dialogisch. Sie reagiert. Sie lebt. Das ist der Moment, in dem Technologie menschlich wird und aus Daten Bedeutung entsteht.
Frank, wie beeinflusst künstliche Intelligenz Ihre Arbeit in Real Art und Augmented Reality?
Frank Heumann:
KI ist für mich kein Ersatz, sondern ein Werkzeug – ein Spiegel unserer Denkweise. Sie hilft, Muster zu erkennen, Form und Bild zu verbinden, ohne das menschliche Empfinden zu verdrängen. In der Real Art kann KI Oberflächen berechnen, Strukturen optimieren oder Bewegung simulieren. In der Augmented Reality wird sie zum Partner: Sie interpretiert Daten, reagiert auf Verhalten, versteht Kontexte. So entstehen dynamische Werke, die sich verändern, sobald der Nutzer sich bewegt oder denkt.
Bedeutet das, dass Kunst bald automatisch entsteht?
Frank Heumann:
Nein. Automatisch kann nur das entstehen, was berechenbar ist. Kunst lebt aber von Unschärfe, Intuition, Zufall – vom Moment, in dem etwas Unerwartetes geschieht. KI kann helfen, Alternativen zu zeigen, aber sie hat keine Absicht. Der Künstler bleibt derjenige, der entscheidet, welche Form die Information bekommt. Augmented Reality und Real Art sind deshalb keine Enden einer Epoche, sondern die Anfänge einer neuen Dialogform zwischen Mensch und System.
Viele Ihrer Projekte verbinden Kunst und Industrie. Wie gelingt dieser Brückenschlag?
Frank Heumann:
Indem wir Übersetzer sind. In der Industrie zählen Daten und Funktion, in der Kunst Emotion und Wahrnehmung. Wenn beides aufeinandertreffen soll, muss eine gemeinsame Sprache entstehen – eine Form, die beides versteht. Augmented Reality ist dafür ideal: Sie zeigt Prozesse sichtbar, macht Technologie verständlich und ermöglicht, komplexe Systeme ästhetisch zu kommunizieren. Real Art und Industrie teilen dasselbe Ziel: Klarheit im Ausdruck.
Wie verändert sich Kreativität in diesem Umfeld?
Frank Heumann:
Kreativität wird strategischer – und freier zugleich. Früher war sie oft gebunden an Medium und Material. Heute kann ich mit einer Software eine Skulptur erzeugen, mit einem Display eine Installation erschaffen oder mit einem Smart Device einen Raum öffnen. Die Werkzeuge ändern sich, doch der Impuls bleibt derselbe: die Suche nach Form. Augmented Reality ist nur eine weitere Bühne – eine, die sich bewegt, atmet und auf den User reagiert.
Was kann die Gesellschaft von Real Art und Augmented Reality lernen?
Frank Heumann:
Beides lehrt Wahrnehmung. Real Art zeigt, dass Bedeutung Zeit braucht; Augmented Reality zeigt, dass Information Raum braucht. Wenn wir lernen, beides zu sehen – das Reale und das Virtuelle –, entwickeln wir ein tieferes Verständnis für unsere eigene Welt. Kunst ist keine Flucht vor der Technik, sondern ihre menschliche Ergänzung. Ich nenne das die Rückkehr der Form – nicht als Grenze, sondern als Brücke.
Gibt es für Sie eine ästhetische Grenze in der Technologie?
Frank Heumann:
Nur die, die wir ziehen. Technologie kann ästhetisch sein, wenn sie sinnlich erfahrbar wird. Eine kluge Benutzerführung, eine präzise Bewegung im Raum, eine visuelle Balance – das sind ästhetische Momente innerhalb von Systemen. Ich glaube, dass Real Art uns lehrt, Technologie nicht nur zu benutzen, sondern zu sehen. Und Augmented Reality macht dieses Sehen interaktiv.
Was bedeutet für Sie Schönheit in der digitalen Welt?
Frank Heumann:
Schönheit ist für mich Klarheit. Wenn eine Struktur funktioniert, wenn eine Bewegung einen Sinn hat, wenn eine Form Information trägt – dann ist sie schön. In Augmented Reality kann Schönheit flüchtig sein, ein Moment, der nur existiert, solange der Nutzer hinsieht. Aber genau das macht sie kostbar. Real Art bewahrt die Schönheit; AR teilt sie.
Wo sehen Sie die Verbindung zwischen Spiel und Lernen?
Frank Heumann:
Das Spiel ist die Ursprache des Lernens. Kinder lernen über Spiel, Erwachsene vergessen es oft. In AR und VR wird Spiel wieder Werkzeug – nicht zum Zeitvertreib, sondern zur Erkenntnis. Wenn ein System spielerisch ist, öffnet es sich. Und wer spielt, lernt. Für mich liegt in dieser Leichtigkeit die größte Kraft der Technologie.
Gibt es ein Projekt, das für Sie persönlich Real Art und Augmented Reality perfekt verbindet?
Frank Heumann:
Ja, mehrere. Eines davon war eine Installation, bei der ein reales Objekt – eine Skulptur – in AR eine zweite Ebene erhielt. Bewegung, Ton und Licht ergaben eine interaktive Erzählung. Der Betrachter konnte mit seinem Gerät zwischen beiden Ebenen wechseln und so sehen, wie Real Art und Augmented Reality ineinanderfließen. Dieser Moment – wenn Technik nicht mehr sichtbar ist, sondern selbst zur Form wird – ist der wahre Kern meiner Arbeit.
Und zum Abschluss – wohin führt die Reise?
Frank Heumann:
Sie führt nicht weg, sondern tiefer. Wir werden lernen, Realität nicht mehr in physisch und virtuell zu teilen. Augmented Reality wird Alltag sein, aber die Frage nach der Form, nach dem Bild, nach dem Sinn bleibt bestehen. Kunst wird nicht ersetzt, sie wird erweitert. Und wenn wir es richtig machen, dann wird jede Technologie – ob KI, AR oder Mixed Reality – uns nicht von uns entfernen, sondern uns besser verstehen lassen, wer wir sind.
Frank Heumann spricht nicht über Technologie, er spricht durch sie. In seiner Welt werden Systeme zu Erzählungen, Informationen zu Emotionen und Real Art zu einem Medium der Begegnung zwischen Mensch und Maschine. Was bleibt, ist ein Gefühl von Weite – und die Einsicht, dass Augmented Reality nicht die Realität verlässt, sondern sie endlich sichtbar macht.