Steve phenomenon

Und es war doch ein „Steve“

Aufgrund differierender Meldungen im Internet musste Frank Heumann der Meinung sein, einen magnetosphärischen Teilsturm erlebt zu haben. Doch es war noch ein wenig komplizierter und mehr. Das, was er mit viel Glück fotografieren und sehen konnte, war ein Steve. Das ist ein Phänomen, dass im Umfeld der Aurora Borealis oder der Aurora Australia passieren kann.

Wissenschaftler hatten sich in einer Kneipe zusammengesetzt und die Fotos von Hobbyastronomen begutachtet. Dabei fiel das Phänomen „Steve“ erst richtig auf. In Ermangelung eines Namens hielten sich die Wissenschaftler an einen Film. In „Ab durch die Hecke“ konnte ein Wesen nicht definiert werden, also war es ein „Steve“. Dieser Name hat sich dann auch für das Weltraum-Phänomen etabliert. Doch lesen Sie den Bericht von Frank Heumann.

phenomenon Steve, Aurora Borelalis, Scotland

Hoffnung für ein „Space-Event“

„Die Hoffnung war tatsächlich nicht mehr groß. Wir hatten die Aurora zwar zwei Tage vorher gesehen, aber sie blitzte leider nur sparsam durch den bewölkten Himmel. Keine freie Sicht also. Keine Bilder. Wir waren extra auf die Isle of Skye gefahren, so wie die vergangenen zwölf Jahre auch. Diesmal verspätet. Es hätte März oder April sein sollen. Doch mein Vater verstarb im März. Klar, dass an eine Reise nach Schottland im Frühjahr nicht zu denken war.“

22 Regentage

„Durchschnittlich 22 Regentage liefert die schottische Insel im Oktober. Nicht viel Hoffnung auf großartige Chancen! Und so kam es dann auch: Sturm und Regen wiederholten sich permanent. Es waren wenige Sonnenmomente bzw. Abende, an denen die Aurora hätte beobachtet werden können. Auch für den Entwickler der Aurora-Application Andy Stables, der in Glendale wohnt, stellte sich der Oktober genauso und vielleicht noch unfreundlicher dar. Denn an dem letztmöglichen Beobachtungstermin schlossen sich die Wolken über den Dörfern Milovaig und Glendale.

Jahre zuvor waren wir in Duntulm, noch weiter nördlich. Drei Abende waren bei windig-kaltem Wetter nur für ungenügende Aufnahmen geeignet. Der Wind war so heftig, dass die Kamera mitsamt dem Stativ umgefallen ist. Aus der Traum von der Aurora? Keine Bilder?“

Trumpan und der Tod

„Um nahe an den Auroras zu sein, haben wir uns in diesem Jahr in Stein eine sehr schöne Accommodation kostengünstig gemietet. In einem traditionellen Blackhouse, dessen Namen wir nicht verraten werden, haben wir unser Domizil gefunden.

Von dort aus sind es nur noch wenige Kilometer nach Trumpan, einem Ort mit einer kleinen Kirche der mittelalterlichen MacLeod-Familie. Die Kirche war Schauplatz eines Massakers, dass die MacDonalds während einer nebligen Nacht im Jahr 1578 verübten. Viele Dorfbewohner waren in der alten Kirche zu einer Veranstaltung versammelt. Die MacDonalds landeten mit ihren Booten am Waternish, begaben sich zur Kirche, verriegelten die Tore und entzündeten das Gebäude.

Alle Besucher kamen dabei ums Leben. Nur ein kleines Mädchen, das noch durch ein Fenster geschoben werden konnte, hat dieses Massaker überlebt. Aber auch die Angreifer hatten nur noch eine kurze Zeit zu leben. Denn ab dem Moment, als die restlichen Einwohner des Waternish den Brand sahen, eilten alle zu Hilfe. Noch bevor der Clan MacDonald die Boote in den Nebel auslaufen lassen konnte, waren sämtliche Angreifer erschlagen.“

Heiliger Boden!

„Die Faszination Schottland besteht also nicht immer nur auch aus Filmen, wie beim Zitat „Heiliger Doden“ eindeutig dem Highlander zuordenbar. Stardust, Alien, Outlander … derzeit macht die Filmindustrie alles, damit die Isle of Skye an Touristen überläuft. Doch das ist ein anderes Thema.

Es war der 13. Oktober, ein Freitag, der letzte dieser Saison, an dem wir die Aurora hätten sehen können. Und die Glendale-Aurora-App von Andy Stables meldete: „Magnetospheric Substorm in progress“. Das war der Aufruf. Überall Wolken, mir klar, dass ich einen Versuch starten würde. Vielleicht gibt es ja doch eine Chance.“

Flimmernde Lichter

„Schon auf dem Weg sah ich den leuchtenden „Arc“ der Aurora und ab und zu auch – in den Augenwinkeln – ein leichtes Flimmern über den Seitenscheiben meines Kia. Hier am 57. Breitengrad kommen wir nicht in Verlegenheit direkt „unter“ den Schwingen der Aurora Borealis zu stehen. Rund 1500 Kilometer weiter nördlich findet sich das echte Zentrum der Aurora-Beobachtungen. Ob auf Island, in Nordnorwegen oder Lappland. Die begeisterndsten Aufnahmen kommen genau von dort.

Rund 15 Minuten Fahrt lagen hinter mir, als ich endlich das von Lichtverschmutzung freie Trumpan fand. Einige Häuser auf der östlichen Seite hatten ihre Lichter an und ganz in der Ferne konnte ich die Lichter von Tarbert erkennen. Wenig Lichtverschmutzung.“

Gute Sicht?

„Was? Ich konnte nach Harris bzw. Tarbert auf den Äußeren Hebriden sehen? Der Wolkenhimmel riss auf. Nur am Horizont waren schnell ziehende, leichte Wölkchen zu erkennen. Die Milchstraße über mir, majestätisch, alles in schwarz-weiß. Denn die RGB-Rezeptoren unserer Augen erkennen keine Farben so spät in der Nacht. Jetzt sind die grauen Rezeptoren zuständig. Und die sehen die Aurora ganz deutlich in schwarz-weiß. Das Flimmern über mir ebenfalls in grau.

Der Wind pfeift um die Kirche. Gut, dass ich das 10 kg schwere Stativ im Gepäck habe. Ok, Aurora Borealis, (und es flimmert im Zenit über mir) die Entscheidung für ein sehr lichtstarkes Objektiv ist bereits gefallen. Mit 85 mm und 1:1,2 bin ich gut dabei. Nur 5000 ASA, volle Blendenöffnung und unter 10 Sekunden. Lila. Wolken. Ok, nächster Versuch: 40 mm, 6400 ASA, 13 Sekunden. Mehr Lila, mehr Wolken, ein wenig grün. Das Flimmern über mir.“

Das Fischauge

„40 mm Zoom aufziehen auf 17 mm, die gleichen Einstellungen. Das Motiv wird sichtbar. Warum liegt über der Aurora noch ein weiterer Streifen? Das Bild ist nicht vollständig? Also weiter ausprobieren. Ich habe mich für das Fisheye entschieden, um diesen oberen Teil der Aurora auch festzuhalten. 8mm Rundumsicht: 180° in ca. 45° Neigung. Jetzt war alles drauf. Die Aurora und ein seltsamer Bogen, der sich über den gesamten Himmel quer durch die Milchstraße abbildete. In einer Sequenz von ca. 16 Bildern habe ich den „Arc“, das „Flimmern“ festgehalten. Hurra, meinte ich bei mir, Du hast die Aurora Borealis festgehalten sagte ich laut. Jetzt kommt nach der Pflicht die Kür. Mit meinem Gepäck ging ich hinüber zum Friedhof, öffnete die quietschende gusseiserne Schmiedetür und ging hinein.

Mein Taschenlampenlicht half mir, den Weg in Trumpans Kirche zu finden. Den Ort des Massakers. Nach ersten Probeschüssen habe ich mich dazu entschieden, dem starken Wind dadurch zu entgehen, mich also in der Kirche hinzulegen. Ich positionierte das Stativ über mir (Spreizung der Stativ-Arme) und konnte nun, auf dem trockenen Kiesbett fast den gesamten Abendhimmel genießen. Mit den Gedanken bei dem großen Brand blickte ich ins Universum.

Schuss für Schuss löste sich auf der Canon 1 DX, die durch Rauschfreiheit glänzt. Das Fischauge hielt Flugzeuge, Satelliten und Meteore fest und einen sich von Steves Sturm beruhigenden Himmel. Am letzten Reisetag haben wir noch eingetütet, was so lange geplant war. Nur war es nicht die Aurora, die im Mittelpunkt stand, sondern der „Steve“.

Verlage und Bildrechte

Für dieses Event gibt es auch einen Fachartikel, den Sie mit Bildmaterial als Verlag beziehen können. Bitte wenden Sie sich direkt an Frank Heumann, um diese Unterlagen in hoher Auflösung zu erhalten. Ohne Zustimmung dürfen diese Bilder nicht weiterverwendet werden.

Alle Aufnahmen auf der Seite sind urheberrechtlich geschützt. Als Urheber sprechen Sie bitte für Abbildungsfragen oder Bildeinkäufe Herrn Frank Heumann direkt an.

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